Kostenlos, quelloffen und zuverlässig: Datenrettung mit PhotoRec
PhotoRec ist ein kommandozeilenbasiertes Werkzeug zur Wiederherstellung von Daten. Das Tool greift dazu ausschließlich lesend auf Datenträger mit beschädigter Datenstruktur zu und sucht nach verwertbaren Inhalten. PhotoRec ist plattformübergreifend für Windows, Mac OS, Linux und sogar exotischere Betriebssysteme wie FreeBSD verfügbar.
Was ist PhotoRec genau?
PhotoRec wurde ursprünglich entwickelt, um beschädigte Fotos und Videos von Digitalkameras und Speicherkarten zu retten. Inzwischen geht das Programm aber sehr zuverlässig auch mit anderen Datenträgern und Dateisystemen um. Unter anderem können Informationen von FAT-, NTFS-, HFS+- und ext4-formatierten Festplatten und Partitionen gerettet werden. Aber auch CDs und andere Wechseldatenträger liest PhotoRec ein.
Die Anwendung greift dabei ausschließlich lesend auf den Datenträger zu, um nicht durch unnötige Schreibvorgänge zusätzlichen Schaden anzurichten. Für die erfolgreiche Datenrettung muss daher ein weiteres Speichermedium angeschlossen werden, auf das die geborgenen Dateien kopiert werden können. PhotoRec ist plattformübergreifend verfügbar und kann daher auch von einer Linux-Live-CD gestartet werden, um Daten von einer Systemfestplatte zu retten.
Wie zuverlässig ist PhotoRec?
PhotoRec hat gegenüber anderen Datenrettungsprogrammen Vor- und Nachteile. Die Software nutzt die sogenannte Carving-Methode, um Daten von beschädigten Systemen einzulesen. Dabei wird das gesamte Speichermedium Bit für Bit gelesen und systematisch nach Identifikatoren bekannter Dateiformate durchforstet. Das hat den Vorteil, dass die Rettung von Daten auch dann möglich ist, wenn das Dateisystem des Datenträgers beschädigt wurde.
Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass nur Daten in bestimmten Dateiformaten wiederhergestellt werden können. Momentan unterstützt PhotoRec Dateien in knapp 500 unterschiedlichen Formaten. Außerdem dürfen die Daten nicht fragmentiert auf der Festplatte vorliegen. Vor allem größere Dateien wie Videos werden oft physikalisch nicht zusammenhängend auf einen Datenträger geschrieben und können dann nicht von PhotoRec gelesen werden.
Gibt es eine grafische Oberfläche für PhotoRec?
Anders als viele andere Datenrettungsprogramme funktioniert PhotoRec in der Grundkonfiguration ausschließlich als Kommandozeilentool. Wer den Computer lieber mit Maus als Tastatur bedient und vor schwarzen Bildschirmen mit Eingabeaufforderung zurückschreckt, kann PhotoRec daher nicht verwenden.
Mit QPhotoRec gibt es inzwischen aber eine zusätzliche Anwendung, die das Kommandozeilenprogramm um eine einfache grafische Oberfläche erweitert. Die Entwicklerinnen und Entwickler von QPhotoRec setzen auf das plattformübergreifende Framework QT, sodass auch diese Programmversion auf allen gängigen Betriebssystemen genutzt werden kann.
Ist PhotoRec kostenlos?
Ja, PhotoRec ist vollständig kostenlos. Auch die grafische Softwareversion QPhotoRec steht zum kostenfreien Download bereit. PhotoRec wird als sogenannte Open-Source-Software entwickelt. Das bedeutet, dass das Programm nicht nur gratis als Freeware aus dem Netz heruntergeladen werden darf, sondern dass auch der Programmcode eingesehen werden kann. Die Bearbeitung des Quellcodes ist ebenfalls zulässig. Das gilt auch für QPhotoRec.
PhotoRec steht leider nicht auf Deutsch, sondern ausschließlich in englischer Sprache zur Verfügung. Auch Tutorials und Anleitungen im Netz sind in den meisten Fällen auf Englisch verfasst.
Welche Alternativen zu PhotoRec gibt es?
PhotoRec arbeitet bei der Rettung von Daten sehr zuverlässig. Doch die verwendete Methodik hat auch Nachteile, die es mitunter notwendig machen, andere Rettungsprogramme zu verwenden. Das ebenfalls kostenlose Open-Source-Programm Testdisk zum Beispiel stellt eine ideale Ergänzung zu PhotoRec dar. Anders als PhotoRec setzt Testdisk vor allem auf die Wiederherstellung beschädigter Dateisysteme und kann aus diesem Grund universeller eingesetzt werden.
Bei vielen Nutzerinnen und Nutzern sehr populär ist außerdem die kommerzielle Datenrettungslösung Recuva. Recuva bietet eine kostenlose Basisversion an, für den Regeleinsatz ist aber der Erwerb einer kostenpflichtigen Lizenz erforderlich. Ähnlich wie PhotoRec muss auch Recuva die zu rettenden Dateiformate unterstützen, um erfolgreich zu arbeiten.
Häufig der Retter in der Not
PhotoRec ist eine äußerst zuverlässige Datenrettungssoftware. Wer vor der Nutzung der Kommandozeile nicht zurückschreckt, erhält mit dem Tool eine der besten Recovery-Lösungen kostenlos. Dennoch stellt auch PhotoRec kein Allheilmittel bei der Wiederherstellung beschädigter Daten dar. Gerade mit defragmentierten, größeren Dateien hat die Software Probleme. Daher empfiehlt sich die Verwendung im Zusammenspiel mit Anwendungen wie Testdisk.
Wer die Verwendung der Kommandozeile scheut, kann auch auf die grafische Programmversion QPhotoRec zurückgreifen. Diese Version ist aber oft nicht ganz auf dem Stand des Hauptprogramms und unterstützt deshalb bei der Wiederherstellung weniger Dateiformate. Im Alltag spielt das aber keine große Rolle, da die wichtigsten Office- und Medienformate inzwischen problemlos gerettet werden können.